fbpx
user_mobilelogo

So langsam habe ich mich nun auch wieder an den Alltag gewöhnt, obwohl mir das Wetter doch noch etwas Mühe machte. Aber nun soll es ja wärmer und schöner werden und darauf freue ich mich.
Wir weilten diesen Frühling während einiger Zeit im Süden Frankreichs. Nein, nein – es war auch hier nicht immer schön. Wir hatten auch regnerische und windige Wochen. Und da ich nicht immer nur lesen konnte – obwohl das eine Leidenschaft von mir ist – hatte ich vorsorglich meinen Inkle Loom mitgenommen und Staudiegels Bücher über das Double Face Kartenweben. 

Diese Technik war mir bis jetzt fremd, ich hatte mich eigentlich überhaupt noch nie damit beschäftigt. Bis jetzt hatte ich immer mit der Schnnurtechnik gearbeitet, doch dass mit Double Face eigene ornamentale Muster gewoben werden können, das fasziniert mich. Am Anfang harzte es sehr. Zwei „Päckli“ Karten mussten, jedes 2 Mal zurück und 2 mal nach vorn gedreht werden jedoch immer in der entgegen gesetzten Richtung – und die Randkarten dagegen immer in derselben Richtung  Dabei wechseln die Karten immer nach 2 Schüssen ihren Platz. Ja, es war nicht einfach. Doch mit der Zeit fand ich den Dreh mit den richtigen „Eselsleitern“ heraus und nun fasziniert es mich je länger je mehr. 

Meine ersten Versuche mit Karen zu weben liegen fast 50 Jahre zurück Ich begegnete dieser Technik damals im „Werkbuch für Mädchen“ von Gertrud Zechlin und schnitt mir die ersten Karten aus alten Heftdeckeln. Für die Löcher hatte ich einen Locher und obwohl so nicht alle Karten genau identisch wurden – es ging. Für den Verschluss einer selbst gestrickten Jacke wob ich mir ein passendes Band und war mächtig stolz etwas geschafft zu haben, was man damals kaum mehr sah.

Wenn ich heute Abbildungen mit Bändern, die vor hunderten von Jahren entstanden sind, sehe, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Was mit feinsten Fäden, meist Seide, da geschaffen wurde ist wirklich einmalig und einzigartig! 

Doch ich lasse mich nicht entmutigen und bleibe weiterhin dran!

Es gibt Momente, da habe ich so viele, dass ich kaum dazu komme, diese auszuführen – und manchmal ist mein Kopf, bin ich, so leer, dass mir einfach keine neue Aufgabe in den Sinn kommt. In diesen Momenten bin ich froh um meine grosse Web-Bibliothek. Darin blättern, vertraute und vergessene Vorschläge anschauen, in mich hinein horchen – und früher oder später weiss ich, was ich anpacken möchte.
Und da wären dann ja noch alle die Zeitschriften der letzten 20 Jahre! Was sich da wohl für ein Schatz verbirgt, der meiner aktuellen Erinnerung abhanden gekommen ist? Aber wenn ich etwas Bestimmtes suche – ja dann habe ich meist keine Lust alle die vielen Hefte durchzublättern.
Nun habe ich damit begonnen, mich gezielt an diese Aufgabe zu machen und auch die englische Zeitschrift gründlich „durchzuackern“. Da meine Englischkenntnisse sehr klein sind, bin ich froh um die Hilfe von „Leo“ oder dem „Google – Übersetzer“. Wenn auch die Sprache meist holperig ist oder die Fachbegriffe ungenau übersetzt werden, hilft es mir sehr. Ich habe nun begonnen ein ausführliches Inhaltsverzeichnis mit Bildern und Stichworten anzulegen um dann beim Suchen besser und schneller ans Ziel zu kommen. Und dabei komme ich mir reich beschenkt vor. Ich finde einen riesigen Schatz an Ideen und Tipps und Beispielen, welche ich überlesen hatte oder die meinem Gedächtnis entfallen sind.

Ich komme sehr sehr langsam voran – aber was macht das schon! Hauptsache es macht mir Spass und hilft mir dann später, einfacher zu finden was ich suche.

Und wiederum hat ein neues Jahr begonnen – und ich bin wieder am Weben. In meinem Lager sind doch einige Lücken entstanden, sei es durch Geschenke oder Verkäufe. Schön – denn das bedeutet, dass ich wieder weben kann und darf  Nur für die Regale oder den Schrank zu arbeiten ist halt doch nicht das, was ich möchte. Mich freut es, wenn andere meine Arbeiten schön und brauchbar finden.

Im nächsten Frühling planen wir noch einmal Ferien am Mittelmeer. Als Vorbereitung habe ich mir die Fotobücher, welche ich in vergangenen Jahren gestaltet habe, angeschaut. Dabei bin ich wieder einmal an der unwahrscheinlichen Farbe des Meeres hängen geblieben. Blau – grün – Türkis! Und alle diese Töne nahe beieinander, nebeneinander. Und dabei die leichte Bewegung, das Kräuseln der Oberfläche. Einfach schön!
Auf meinem Megado habe ich im Moment die farblich entsprechende Kette aufgezogen. Wie immer dient sie mir wie ein Instrument, auf dem ich verschiedene Melodien spielen kann. Jedes Handtuch gestalte ich anders, sei es in Material, Farbwahl oder Musterung. Ich verwende dazu einen 5- schäftigen Atlas mit 6 Stichen. Es fasziniert mich immer wieder, wie unendlich viele Musterungen damit möglich sind. So wirkt jedes Tuch wieder total anders – und das Entwerfen und Ausführen meiner Ideen ist das, was mir soviel Freude bereitet.
Die halbe Kette ist bereits abgewebt und ich Gedanken beginne ich mich schon langsam mit der nächsten zu befassen. Es wird die Umsetzung eines Klee – Bildes sein.

Nachdem ich zwei Monate wie gelähmt war und überhaupt nicht an den Webstuhl mochte, habe ich nun wieder Lust zu weben. Meine Energie ist zurückgekehrt.
Es war anlässlich des Besuches meiner Webfreundinnen aus dem Norden, dass der Funke zündete. Wir standen beim Garnlieferanten vor dem Gestell mit den wunderbaren Leinengarnen in verschiedenen Brauntönen, welche mich zu rufen schienen. Aber wozu?
Ich brauchte doch noch Handtücher für das Lager und die kommenden Märkte! Obwohl ich eigentlich mit Brauntönen eher skeptisch bin – (aber sehr gerne Schokolade esse!) – sah ich plötzlich die fertigen Tücher vor mir. „Schoggi mit Chili“, ja das wollte ich mit diesem Leinen  weben.
Wieder daheim inspizierte ich meinen Cottolinvorrat, denn damit mache ich jeweils meine Handtuchketten. Mir schwebte ein ganz bestimmtes Braun, ein spezielles Rot, sowie schwarz vor. Und glücklicherweise war von allen Garnen genügend da. 
Nun begann die Detailplanung. Bevor ich den Webbrief schreiben konnte, galt es über die Gestaltung der Kette Klarheit zu gewinnen. Wie gewohnt machte ich mich ans Wickeln – und die erste Enttäuschung war da. Das gewählte Rot erwies sich als viel zu leblos, zu wenig feurig, zu stumpf. Es galt nun mit einem etwas andern Ton erneut zu probieren – und diesmal erreichte ich die von mir gewünschte Wirkung. Erst jetzt konnte ich ans Ausrechnen und das Bestimmen der Bindung gehen. Bei letzterer wollte ich mich nicht festlegen und entschied mich daher für einen Einzug gerade durch über 30 Schäfte plus 2 für eine Leinenbindungskante. So würden mir beim Weben viele unterschiedliche Bindungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Nun ist meine Kette bald abgewebt und ich bin gespannt, wie die einzelnen Tücher dann aussehen werden. Als Schuss habe ich nicht nur reines Leinen sondern auch Schlingenzwirn und Chenille verwendet. Noch drei Tücher sind zu weben sowie die Aufhänger. Natürlich folgt anschliessend noch das Nähen und das Waschen – und dann kommen die Tücher in den Verkauf.

Atelier:
Zaugstrasse 10
 
5712 Beinwil am See
Email:
kontakt@handwebatelier.ch
Tel:
+41 62 771 77 17
Mobile:
+41 79 363 83 21

ws mob

Postadresse:
Zaugweg 10
5712 Beinwil am See